Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Wegen Tierschutz: Stirbt der deutsche Dackel aus?

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Eine Gesetzesnovelle soll den Tierschutz in Deutschland verbessern. Es geht auch ums Thema Qualzuchten. Was bedeutet das für den Dackel?

Berlin/Dresden.

Kurze Beine, langgestreckter Körper und ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein: So kennen und lieben die Deutschen ihren Dackel. Doch droht dem Dachshund (in der Jägersprache: Teckel) jetzt wegen einer Gesetzesnovelle das Aus?

Das Bundeslandwirtschaftsministerium von Cem Özdemir (Grüne) will das Tierschutzgesetz novellieren. Ein Referentenentwurf dazu liegt vor. Der Schutz der Tiere soll verbessert werden, sogenannte Qualzuchten ein Ende haben. Davon wären überzüchtete Haustiere betroffen, wie etwa Katzen ohne Schnurrhaare oder Hunde mit besonders kurzen Nasen.

Problem Bandscheibe: Dackel leiden an Dackellähme

Im Paragraph §11b sind Veränderungen durch die Zucht aufgeführt, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden mit dem Auftreten u.a. folgender Symptome einhergehen: Atemnot, Verringerung der Lebenserwartung, Blindheit, Fehlbildungen des Gebisses und Anomalien des Skelettsystems. Letzteres beträfe etwa den kurzbeinigen Dackel.

Denn die für ihn typischen kurzen Beine in Kombination mit der verhältnismäßig langen Wirbelsäule haben ihren Preis: Die Tiere sind anfällig für die sogenannte Dackellähme, eine Sonderform des Bandscheibenvorfalls. Nerven in der Wirbelsäule werden abgedrückt, der Hund verliert die Kontrolle über Teile des eigenen Körpers. Meist sind das die hinteren Beine. Ist die Dackellähme erst einmal eingetreten, kann sie nicht mehr rückgängig gemacht, sondern nur gelindert werden.

Sind die Dackel Qualzuchten? Für die Tierschutzorganisation PETA ist die Antwort klar. Schon vor Jahren nahm sie ihn in eine Liste von Haustierrassen auf, die unter den Begriff fallen. Der Dachshund taucht dabei z.B. neben Mops (ständige Atemnot), Deutschem Schäferhund (Coxarthrose) und Perserkatze (Atemprobleme, Augeninfektionen) auf.

Deutscher Teckelklub schlägt Alarm

Beim Deutschen Teckelklub (DTK) ist man alarmiert! In einer Mitteilung („Steht die Rassehundezucht vor dem Ende?“) macht DTK-Präsident Josef Ramacher seinem Frust Luft. Er spricht davon, dass in Schlüsselpositionen von Ministerien Personen aus Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen platziert worden seien: „Diesen Personen ist die Rassehundezucht bekannterweise ein Dorn im Auge.“

Angesichts des Referentenentwurfs zeigt sich der DTK „massiv beunruhigt und sieht ganz konkret drohende Gefahren für den Fortbestand der Rassehundezucht und damit vieler Jagdhunderassen, zu denen auch der Teckel zählt“.

Mit Blick auf das Wort „Skelettanomalien“ spricht man beim DTK von einem unbestimmten Rechtsbegriff, der so weitläufig auslegbar sei, „dass es zwangsweise zu subjektiven und in Einzelfällen auch exzessiven Rechtsinterpretationen kommen wird“. Wie die Bild-Zeitung meldet, seien die Merkmale für Skelettanomalien in der Tat noch schwammig, die Bundesregierung wolle an der Stelle nachbessern.

Der DTK fürchtet pauschale Zucht- und Ausstellungsverbote für Jagdhunderassen wie Dachsbracken und Teckel. Entsprechend appelliert Präsident Ramacher: „Stellen wir uns gemeinsam vor unsere Hunde und schützen unsere Teckel vor dem Zugriff ideologisierter Kräfte.

Züchter hatten Jahre Zeit, Gesundheits-Problemen entgegenzuwirken

Ist die Lage für den Dackel, immerhin einen der beliebtesten Hunde Deutschlands, wirklich so düster? Nein, erklärt Sachsens Landestierschutzbeauftragte Carina Heinrich gegenüber der „Freien Presse“. Grund: Die Paragraphen §11b des Tierschutzgesetzes sowie §10 der Tierschutz-Hundeverordnung verbieten bereits jetzt schon die Zucht von und Ausstellung mit zuchtbedingten Merkmalen, mit denen den betroffenen Tieren Leiden, Schmerzen oder Schäden entstehen.

„Somit hatten die Züchter und Verbände bereits mehrere Jahre Zeit, vorliegenden gesundheitlichen Problemen durch eine gezielte Zuchtauswahl entgegenzuwirken und die Gesundheit der Tiere zu priorisieren“, so Heinrich. Sie betont: Der Tierschutz ist in Artikel 20a des Grundgesetzes verankert, „somit hat die Fortführung traditioneller Zuchtweisen keinen Platz mehr in der heutigen Gesellschaft, wenn diese mit dem Tierschutz kollidiert“.

Kommt die Novelle?

Ob die Novelle des Tierschutzgesetzes in dieser Legislaturperiode noch kommt, scheint indes ungewiss. Vor allem die FDP habe derzeit Vorbehalte, wie der Deutschlandfunk meldet. Derweil ist Carina Heinrich zuversichtlich, dass der Schutz verbessert wird: „Es gibt aus meiner Sicht keine Anzeichen für ein Scheitern.“ (phy)

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.